Neurotransmitter-Brunnen
Die Installation ist eine dreiteilige Plastik aus farbigen Edelstahlstehlen und Wasser gedacht für den öffentlichen Raum. Die Einzelne Stehle ist 2 m – 3 m hoch.
Erster Eindruck
Triangonal in der Fläche stehen aufrecht grün-gelb gestreifte Edelstahlrohre. Sie haben runde spielerisch-phantastische Formen. Aus verschiedenen Öffnungen spritzt, rauscht und sprudelt Wasser fröhlich und lebendig hervor.
Beschreibung
Die drei langgliedrigen Stehlen sind voneinender getrennt und doch sind sie durch die Farben und Stil deutlich zusammengehörig. Sie stehen frei und stabil. Runde verschlungene Formen mit kleinen Auswüchsen wirken organisch pflanzlich. Sie stellen abstrahiert chemische Symbole dar. Die Installation ist längs in 2 Farben unterteilt: Grün und Gelb. Die Farbwahl stammt aus der Farbe der elektrischen Leitungskabel und weist damit auf Übertragung und „Aus der Erde kommend“ hin. Die Wasserströme sind spielerisch, wie ein Wasserballett, das einer Choreographie folgt. Spritzer von Stehle zu Stehle im Kreise – gemeinsam in die Mitte – nacheinander. Jeder in der eigene Art – auf- und abschwellend.
Analyse
Die langgliedrigen Rohre sind durch kurze Auswüchse und kleine und große Ringformen gekennzeichnet. Sie sind überlebensgroß und erinnern an riesige grün-gelbe Kinderspielzeug. Durch die grazile Anmutung tanzen sie auf dem Platz aber beherrschen ihn nicht. Lebendig wird die Installation durch die Wasserchoreografie. Die Dynamik belebt das ganze Umfeld und läd zur Betrachtung und zum Mitspielen ein.
Interpretation
Das Werk zeigt in schematischen Form die chemischen Formel von drei Neurotransmittern. Es sind die Glückshormone: Serotonin, Dopamin und Acetylcholin. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen. Der Chemiecocktail aus Dopamin, Serotonin, Acetylcholin und anderen Neurotransmittern in unserem Gehirn steuert Liebe, Glück und Wohlgefühl, aber auch unsere Wahrnehmung und vieles mehr.
Serotonin – Serotonin stabilisiert die Psyche. Es sorgt für Gelassenheit, Harmonie und Zufriedenheit. Außerdem dämpft es eine Reihe für uns unangenehmer Gefühle: Angst, Kummer, Sorgen, aber auch Aggressionen. Bei dem Wasserobjekt springt dann auch gleichmäßig in sanften ringförmigen Wasserstrahlen das Wasser nach ganz oben wie Wassersonnen. Das Wasser regnet sanft von dem Objekt herab.
Dopamin – Dopamin steuert unseren Antrieb, unser Interesse, unseren Tatendrang. Es gilt als Belohnungssystem, das überlebensdienliche Verhaltensweisen verstärkt. Es verschafft uns die Energie, anzupacken, um Ziele zu erreichen, was uns letztendlich glücklich macht. Dopamin „stößt“ uns mit der Nase auf alles Angenehme, Schöne, Interessante, Fantasievolle… Der Vorhang aus Wasser in dem zentralen Hauptring der Skulptur weckt die Neugier, verbirgt mit lebendigem Element die Dinge. Der kräftige wasserfallähnliche Strom am Schaft symbolisiert die Kraft etwas zu bewegen. Es zeigt auch die reißende und schäumende Kraft der Extase.
Acetylcholin – aktiviert die motorischen Neuronen und beteiligt sich an diversen Zonen des Gehirns, die für das Lernen, die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis oder die Erregung zuständig sind. Die Hauptfunktion des Acetylcholin ist die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Es ist grundlegend bei der Bildung von Erinnerungen, der Konzentrationsfähigkeit und dem logischen Denken. Zudem kümmert es sich um den Übergang vom Wachzustand zum Schlaf. Deshalb erscheint das Wasser dort als feiner Sprühnebel. Es ist der Schlaf, der Traum, die Erinnerung, das Flüchtige.
Choreographie
Nachdem alle Ringe des Serotonins „strahlen“, erweckt ein Wasserstrahl das Dopamin, das sofort den Wasservorhang fallen läßt und kräftig nach unten rauscht. Er aktiviert dann das Acetycholin mit einem „Glückstreffer“ und der magische Sprühnebel beginnt. Die erste Runde ist vollendet und man versteht, dass das „Dazwischen“ wichtig ist für das Glück. Es zeigt sich dort häufiger und steckt an. Dann erheben sich 3 Fontänen aus der Spitze der Figuren gleichzeitig, treffen sich in der Höhe und ergiessen sich in die Mitte. Hintereinander durch den obersten Ring des jewails anderen und gleichzeitig überkreuz in der mittleren Höhe. Dann gipfelt der Wasserstrahlentanz in einem furiosan Finale und beginnt von Neuem. Das Glück taucht dabei in den kleinen Momenten auf: beim Zusammentreffen der Wasserstrahlen oder beim gelungenen Treffen durch einen Ring. Da gibt es die ganz kurzen Glücksmomente der kleinen Tropfen, das mittellange Glück, der langen Strahlen und der andauernden Einzelperformance der Stehlen und es gibt das lange Glück der gesamten Choreografie und des Wassers ansich, das ewige Spiel des auf und ab-also den Sinn. Wie der französischen Mathematiker Blaise Pascal (1623 – 1662), sagte: „Alles, was wir machen, absolut alles machen wir, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, macht das deshalb, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu sein.“
Alle sind auf der Suche nach dem Geheimnis des Glücks. Dem Hochgefühl, das vom Wunsch nach Fortdauer gekennzeichnet ist, solange es andauert und vom Wunsch nach Wiederkehr, wenn man sich seiner erinnert. Seine ekstatischen Momente heben diesen Gemütszustand über die Genugtuung oder die Zufriedenheit hinaus. Also ist es flüchtig und andauernd zugleich, wie das Wasserspiel.
In der Theorie des Regelkreises von Stress und Langeweile der experimentellen Glücksforschung stützt sich die Lehre von Regelkreisen. Sie geht davon aus, dass der Regelkreis der kurzfristigen Beanspruchung von Menschen im Sinne Wieners „übersteuert“, also zu unerwünschten Schwankungen zwischen Langeweile und Stress führt. Sie sucht aktiv nach Möglichkeiten, diese Übersteuerung auszuschalten.
Verwirrung unter Gehirnbotenstoffen